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Mittwoch, 10. Oktober 2012

Bolivia vs. Argentina


English below

Vielleicht habt ihr euch schon mal gefragt, wie ein Tag im Radreisedasein so aussieht.

Im Suedwesten Boliviens, 7. September 2012:

Um kurz nach 7 Uhr kommt die Sonne ueber den Berg und wir trauen uns in den kalten Morgen. Der Atem dampft und eine duenne Eisschicht bedeckt das Zelt aussen und innen.

Wir befinden uns hinter einer Steinmauer, die etwas Schutz gegen den Wind gibt. Daneben die Strasse, die eigentlich nur eine Fahrspur durch die Steinwueste ist. Auf der anderen Seite eine kleine Lagune, auf der uns ein paar Flamingos begruessen.

Mit abgestorbenen Wurzeln unterhalten wir ein kleines Feuer im Hobo-Ofen. Ueber Nacht hatten wir eine Wasserflasche im Innenzelt, damit kochen wir uns erstmal Tee und Haferbrei. Die restlichen Wasserreserven sind wieder mal eingefroren. Um 8.30 Uhr sind sie jedoch teilweise aufgetaut und wir koenen uns ein paar Liter fuer den Tag filtern.

Dann geht es los, dick eingepackt, so dass wir nur fuer die Nasen etwa Sonnencreme brauchen.

Am Vormittag passieren wir noch zwei weitere Lagunen, bevor es bei zunehmendem Wind stetig bergauf geht.

Es gibt mindestens 10 parallel verlaufende Spuren, alle gleich sandig und schlecht zu befahren. Etwa 300m zu unserer Rechten rast ein Gelaendewagen mit Touristen, ein haeufiger Anblick, ploetzlich ueberschlaegt er sich und landet auf der Seite. Alle Insassen klettern aus dem Fenster und scheinen unverletzt, daher fahren wir auch einfach weiter, denn wir wollen heute die naechste Wasserquelle erreichen.

Gegen Mittag wird der Wind immer staerker und wir schieben nur noch im Sand bergauf. Es ist kein Windschutz in Sicht und irgendwann kauern wir uns einfach hinter die Raeder um ein paar Kekse mit Marmelade zu essen.

Die Landschaft ist mindestens so schoen wie lebensfeindlich.
Es geht sehr zaeh und langsam voran, wann wir den Pass auf ca. 4700m ueberqueren bekommen wir gar nicht genau mit.
Langsam geht es spuerbar bergab. Es ist aber eher eine Rutschpartie im tiefen Sand, so dass wir uns eine harte, steinige Wellblechpiste wuenschen wuerden. Oft bleiben wir stecken und ziehen die Raeder optimistisch auf eine andere Spur.

Wir freuen uns dann sehr endlich die erste Abzweigung des Tages zu erreichen, von dort sind es nur noch 2km bis zum Hotel del desierto. Die schuetteln uns nochmal gut durch, sind aber fahrbar.

Als wir um 17.30 Uhr endlich ankommen, geht gerade die Sonne unter.
Bob ein Radler aus Australien, den wir schon oefter getroffen haben, hat es schon vor uns hierher geschafft.
Wer auf dieser Route mit dem Rad reist, kennt das Hotel. Es ist schick und teuer, aber Radler duerfen umsonst zelten, die wirklich heisse Dusche benutzen und wenn sie so gluecklich sind wie wir, am naechsten Tag die Reste des Fruehstueckbuffets verputzen. Selbstverstaendlich erst wenn die zahlenden Gaeste mit ihren Gelaendewagen abgezogen sind.

Am Abend sitzen wir mit Bob bei einer Tasse Tee in unserem Zelt.
Dann gibt es noch eine ordentliche Portion Spaghetti, aber leider keinen heissen Stein im Schlafsack, denn heute mussten wir zur Ausnahme mit Gas kochen, hier waechst wirklich nichts was brennen wuerde.
Daher schlafen wir mit kalten Fuessen ein, sind aber so erledigt, dass es uns leicht gelingt.

Heute sind wir in 6 Stunden 11 Minuten und 1 Sekunde ganze 36,41km voran gekommen.
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Im Nordwesten Argentiniens, 4. Oktober 2012:

Um kurz nach 8 Uhr stehen wir auf, wegen der Zeitverschiebung unsere gewohnte Tagwacht aus Bolivien. Es ist herrlich mild und das Aufstehen faellt einiges leichter.
Heute fahren wir ausnahmsweise ungefruehstueckt los.
Nach ca. 10km kommen wir zu einem Haus mit Leitungswasser, wie immer trinkbar. Danach kochen wir erstmal Fruehstueck und verbrauchen viel Sonnencreme, denn die Kleidung ist deutlich kuerzer geworden.
Abwechselnd geben wir uns Windschatten, was so einiges an Energie spart. Es ist ein Genuss das Surren der Raeder auf dem Asphalt zu hoeren. Huegelig geht es durch die mittlerweilen etwas eintoenig gewordene Landschaft immer geradeaus.
Ab und zu liegen getrocknete Tierkadaver am Strassenrand, Hunde, Esel, Kuehe.
Bis zur argentinischen Siesta, ca 13 bis 18 Uhr, wollen wir es bis zum naechsten Ort schaffen. Wir erreichen ihn rechtzeitig um noch einzukaufen und Wasser aufzufuellen.
Fuer die Mittagspause suchen wir den Schatten eines Baumes, da es sonst zu heiss waere.
Unser Picknick besteht aus Kaesebroten, einem Trinkyogurt und Obst.

An diesem Tag ueberqueren wir die 15 000 Gesamtkilometer.
Nach 100 Tageskilometer machen wir alle 10km eine kurze Pause fuer den Hintern. So kommen wir noch sehr weit und schlagen um 18 Uhr wie so oft in einem ausgetrockneten Flussbeet unser Zelt auf.
Das Tageslicht reicht noch um uns in der Sonne zu waschen.
Hier gibt es ueberall bestes Brennholz. Auch heute kochen wir Spaghetti, aber mit viel frischem Gemuese in der Sauce und Reibekaese. Was fuer ein Luxus.
Wir sitzen noch lange draussen und trinken Tee unter dem Sternenhimmel.

Heute sind wir 140,94km in 6 Stunden 21 Minuten in 58 Sekunden gefahren !!!
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Ueber die Ruta 40 haben wir in der Zwischenzeit Mendoza erreicht, hier goennen wir uns ein Hotel und geniessen das Stadtleben fuer ein paar Tage.
Als naechstes wollen wir nochmals die Andenkordillere nach Chile ueberqueren und dort die Hauptstadt Santiago ansteuern.

Wir melden uns wieder……
Eure Bummelradler
Martina & Jons

Poserphotos - Salar de Uyuni – Posing photos
Nahtloses Kampfbraeunen – The total tan
Essensvorrat fuer 12 Tage – Food for 12 days
Wir geben nicht auf, wir machen Pausen – We don`t give up, we just take brakes
Es gibt mehr als einen Weg - There is more than one path
Klettern verboten – No climbing

Abfahrt aus den Anden – Leaving the andes
Tolle Zeltplaetze in Argentinien – Great campsites in Argentina

Beim Radreisen gewinnen alle – Everyone is a winner travelling by bike
Gerade Richtung Sueden – Straight on to the south

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Maybe you have asked yourself how does a typical day of our touring cycling live look like ?

South-west Bolivia, 7th of September 2012:

Shortly after 7 a.m. the sun rises over the hill and we dare to leave the tent into the cold morning.
The breath makes little clouds and a thin ice layer covers the tent from the in- & outside.
We are behind a stonewall that gives a bit of protection against the wind, close by the street which is actually just a track through the stoney desert. On the other side flamencos are greeting us from a small laguna.

During the night we had a bottle of water in the inner tent, we use it to make tea and porridge. The rest of our water is frozen.
With dried roots we mantain a little fire in the hobo-stove.
By 8.30 a.m. the sun has melted parts of the water so we can filter a few liters for the day.

Then we are finally ready to leave. We wear so much clothes that we only need a tiny bit of sunscreen for the nose.

In the morning we pass two other lagunas, with increasing wind we start to climb.

There are many parallel tracks to chose from, but they are all equally sandy and difficult to cycle on.

About 300m to our right there is a tourist jeep (a common sight here) racing through the desert, suddenly it (ueberschlagen) and ends up on its side. All passengers climb out of the jeep, they seem to be OK, so we just continue because we want to reach our next water source this evening.

Around midday there is more and more wind and we end up pushing our bikes uphill through the sand.
There is no windbreak in sight, so we end up hiding behind our bicycles to eat some crackers with marmalade.

The landscape here is at least as beautiful as it is hostile.
We advance very slowly, we don`t even realize at what point we cross the 4700m pass.

Finally there is a downhill, but it is more sliding than riding in the deep sand, so we would prefer a hard and stoney washboard.
Often we get stuck, we optimistically pull the bike to an other track and continue.

We are happy to see the signpost at the first intersection of the day. It leads to hotel del desierto.
After 2 more kilometers of rocky but ridable washboard we are finally there.
The sun is already setting when we arrive at 5.30 p.m.

Bob, a cyclist who we have met several times before has already made it here before us.
Whoever travels on this route by bike knows about this place. It is a fancy and expensive hotel, but they let cyclists camp here for free, let them use the really hot shower and if they are as lucky as us they can even finish up the breakfast buffet the next morning. Of course only after the organized jeep tours are clear of the place.

In the evening we sit in our tent cleaner that we have been for the last two weeks and enjoy a cup of tea with Bob. For dinner we have a decent portion of pasta, but unfortunaly no hot stone in the sleeping bag because we had to cook with gas. There is nothing growing here that would burn.
So we have to go to sleep with could feet, but since we are so tired and exhausted that turns out not to be a problem.

Today we advanced a total of 36,41km in 6 hours 11 minutes and 1 second.
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North-west Argentina, 4th of October 2012:

Shortly after 8 a.m. we get up, due to the time difference it is still our usual time from Bolivia. It is mild, so getting up is a lot easier.

Today we leave without breakfast. After about 10km we reach a house with tabwater like usual it is drinkable. Afterwards we cook breakfast and use a good amount of sunscreen because clothing has gotten a lot shorter.

We take turns in giving shade against the wind, that saves a lot of energy. It is great to hear the sound of the wheels on the tarmac.
Undulating we always cycle straight on. The landscape seems to be the same since a few days.
From time to time there is a dried animal cadaver at the side of the road, dogs, dunkeys, cows.

Before the argentinian siesta from about 1 to 6 p.m. we want to make it to the next village. We reach it in time to do some shopping and fill up on water.
For the lunch break we search the shade of a tree, otherwise it would be too hot.
Our picnic consists of bread with cheese, yogurt and fruit.

On this day we cross the 15 000 total kilometers.

After 100 kilometers for the day, we stop every 10km to have a short break for our butt. That way we make it quite far and pitch our tent around 6 p.m in a dried out river bed.

There is still enough sun to wash ourselves in the warmth.
It is no problem to find wood to burn. This evening we also have spaghetti, but with lots of fresh vegtables in the sauce and grinded cheese on top. What a luxery.

Drinking tea, we keep sitting outside enjoying the starry sky.

Today we cycled 140,94km in 6 hours 21 minutes and 58 seconds.
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In the meantime we reached Mendoza by the famous Ruta 40. Here we treat ourselves with a hotel and enjoy the citylife for a few days.

The next step is to cross the andes one more time to Chile to head for the capital Santiago.

We keep you updated....
Yours ciclistas
Martina & Jons

7 Kommentare:

  1. Hallo Martina und Jons, viele Grüße aus Westerland senden Euch Dani+Kai.
    Wir sind total begeistert von Eurem Süd-Amerika Trip. Die Bilder , die Berichte der totale Wahnsinn. Wir beneiden Euch.
    Liebe Martina ich soll dir Grüße ausrichten von Simone, Noreen und Lars vom Kurbetrieb.
    Auf ein baldiges Wiedersehen und Alles Gute von
    Dani und Kai aus Westerland

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  3. Immer wieder berauschend und beneidenswert - faszinierende Bilder - tolle Berichte - danke euch und weiter so - viel Glück und noch mehr prägende Erlebnisse ...
    Heute abend geht´s wieder zum Basketball nach Boll - anschließend werden wir euch mal wieder gemeinsam beneiden.
    Gruß aus dem kalten und verregneten deutschen November
    Martin

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  4. Hallo ihr beiden! Vielen dank für die schöne Zeit zusammen! Und danke auch für die interessanten zeilen. - Am 22.12. gibt es hier in Esquel eine kleine Feier (dass die erde nicht unter gegangen ist) Ich denke, dass der Dueno des Hostels nichts dagegen haette, wenn ihr auch kommt (falls es nicht viel zu weit ist ;-)
    Gebt mir doch bitte nochmal euer Emailadress; die habe ich bereits verschlammt... (Meine steht in Martinas Buch) - Nos vemos!
    Hendrik

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  5. Halo Ihr beiden, vielen Dank für die Season greetings via German. Auch euch in 2013 alles Gute, vor allem Gesundheit und weitere tolle Erlebnisse und Erfahrungen die ihr mit uns teilen könnt. Es ist immer wieder toll eure Berichte und Bilder zu sehen ...
    Martin

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